Vom Schlupf bis zur Schau
Eigentlich beginnt die Voraussetzung zu einem guten Zucht- und Schautier schon bei der Veranlagung der Elterntiere. Nur wenn wir bei der Auswahl und Versorgung der Elterntiere alles richtig gemacht haben, können wir eine zufriedenstellende neue Generation erwarten.
Schon beim Schlupf muss alles für die Aufzucht vorbereitet sein. Ein geräumiger Kükenstall, der im Voraus schon ein öfteres Umsetzen vermeidet. Meist ist um diese Zeit der Junghennenstall leer, also warum beengte Kükenkisten? Wichtig ist vor allem die Wärme von Oben wie von Unten.
Der Boden muss Wärme bindend, also gut isoliert sein. Die Beschaffenheit der Wärmequelle spielt eine untergeordnete Rolle, wenn sie ausreichend Wärme abgibt. Eine aufgezwungene Temperatur, meist in zu kleinen Behältnissen schadet, da die Küken nicht von der Wärme wegkönnen. Futter- und Wasserbehälter nicht direkt unter die Heizquelle. Schon beim Einbringen der Küken muss selektiert werden, denn mancher Fehler kann jetzt schon erkannt werden. Schwächliche Tiere, die auch später in ihrer Entwicklung länger brauchen, krumme Zehen usw.
Viel Diskussion gibt es immer wieder um die Einstreu und hier sollte sich jeder auf seine Erfahrungen verlassen. Ob in den ersten Tagen gehäckselten Stroh, Gewaschener Sand oder Pappe Verwendung findet. Ich verwende seit 30 Jahren in der ersten Woche gewaschenen Sand und gebe anschließend staubfreie Hobelspäne dazu. Meine Küken hatten noch nie Probleme mit angeblichen Verdauungsstörungen. Man sollte hier nicht unsere kleinen Einheiten mit der Wirtschaftsgeflügelzucht vergleichen.
Wurden bei der Kükenaufzucht keine Fehler gemacht, ist jetzt, beim Übergang zum Junggeflügel eine kritische Zeit. Vor allem dann, wenn kleinere Kükenbehausungen bewohnt waren und eine Umstallung erfolgt. Die Entwöhnung von der Wärme ist für unsere Küken immer eine Belastung, vor allem dann, wenn der Wärmeschirm, (unsere Küken sehen sie als Glucke), entfernt wird. Da der gewisse „Bezug“ fehlt, drängen sie bei Anbruch der Dämmerung in eine Ecke, oft mehr über- wie nebeneinander. Eine Überhitzung und Sauerstoffmangel der Unteren sind zu erwarten. Darum ist es von Vorteil, die Wärmequelle nach dem Ausschalten noch einige Zeit im Stall zu lassen. Bei der Umstallung, wo man ja jedes Küken in der Hand hat, muss wieder selektiert werden, um Platz für das Gute zu schaffen.
Wann die Jungtiere sich vom gewohnten Ruheplatz entfernen, muss man ihnen selbst überlassen. Um das Aufbäumen zu beschleunigen, kann man schon frühzeitig „provisorisch“ Laufbretter zu den Sitzstangen anbringen. Früher als man denkt, wird auf diesen rumgeturnt und bald schon von den ersten auch nachts zum Aufbaumen verwendet. Haben einige den Anfang gemacht, folgt der Rest in den nächsten Tagen. Bei schwierigen Fällen hebt man bei Dämmerung einige auf die Sitzstange, meist zieht der Rest dann nach. Wichtig vor allem, dass die Sitzstangen nach Hinten erhöht werden, um das Blockieren der ersten Stange zu vermeiden. Der Einspruch, frühes Aufbaumen führt oft zu Schädigung des Brustbeines ist nicht haltbar. Denn ein normal entwickeltes Jungtier, dem bei der Ernährung bis zu diesem Alter alles Nötige zukam, hat ein Knochengerüst entwickelt, dass die Belastung
des eigenen Gewichts verträgt. Sind die Sitzstangen rassebedingt, ohne scharfe Kanten angelegt und es gibt hier Probleme, ist die Ursache meist in der Zucht zu suchen.
Das Wichtigste während der gesamten Entwicklung unserer Jungtiere ist das ständige Beobachten.
Man stellt auch in durchgezüchteten Stämmen immer wieder fest, dass einige Tiere in der Entwicklung im Wachstum zurückbleiben. Hier ist falsch verstandene Tierliebe nicht angebracht. Kümmerlinge müssen, um die Lebenskraft der folgenden Generationen zu erhalten, entfernt werden. Auch wenn sie nach ihrem äußeren Erscheinungsbild noch so viel versprechend sind, selektieren. Vorsicht beim Einkreuzen in verzwergte Rassen, die schon zu groß wurden. Diese Kümmerlinge haben in ihrer Vererbung die Größe ihrer Eltern und bringen zusätzlich noch diese Schwäche mit.
Spätestens am Beringtag müssen alle sichtbaren Mängel gefunden und selektiert sein. Begutachten wir immer wieder die Zehen. Ist die Zehenlage normal? Sind alle Krallen vorhanden? Zeigt sich vielleicht schon ein Entenfuß? Wie entwickelt sich die Lauffarbe? Ein weiteres Augenmerk müssen wir auf die Schnäbel richten. Deformierte Schnäbel kommen immer wieder vor. Der falsche Schnabelschluss ist
bei Küken oft schwer zu sehen, daher beim Beringen genau betrachten. Nicht zu übersehen sind überstehende- oder Kreuzschnäbel.
Ein weiteres Augenmerk sind die Kämme. Bis zum Beringen haben sie sich so weit entwickelt, dass nicht nur bei Stehkämmen schon Fehler auszumachen sind. Unregelmäßiger Kammschnitt, der berühmte Doppelzacken, oder Kammauswüchse dürften um diese Zeit nicht mehr vorhanden sein. Beim Beringen kommt dann oft der Einwand, „zum Schlachten zu klein“. Dies ist zu akzeptieren, denn wir
müssen sie nicht beringen. Wenn das alles so selbst verständlich wäre, ist die Frage wohl erlaubt, wo diese Ausschlussfehler bei unseren Schauen herkommen?
Ein weiterer Grund, unseren Nachwuchs von klein auf öfter in die Hand zu nehmen, ist die Kennzeichnung ihrer Abstammung. Ob die Abstammung nach Einzeltier oder Stamm vorgenommen wurde, spielt bei der Kennzeichnung keine Rolle.
Sehen wir also regelmäßig nach, ob die Marken oder Farbringe noch vorhanden sind, oder von der Zehenlochung noch alles zu sehen ist. Wurde bei der Lochung
nicht alles entfernt, könnte es wieder zugewachsen sein. Es sind zwar nur Kleinigkeiten, aber beim Beringen ein verlorener Abstammungsnachweis.
Wer beim Beringen spart, spart meist am falschen Platz. Leider gibt es Züchter, die z.B von 25 Junghähnen nur 10 beringen, um Geld zu sparen. Obwohl am Ringtag alles Unbrauchbare schon selektiert wurde, muss man doch noch eine Endentwicklung abwarten, um den Besten für die weitere Zucht zu ermitteln.
Beim Beringen und der weiteren Entwicklung werden immer wieder Fehler gemacht. Der Ring darf sich ohne leichten Widerstand nicht abziehen lassen. Wird der Ring verloren, ist das Tier für die Schau verloren, schlimmer noch, die Abstammung ist nicht mehr nachzuvollziehen. Ohne Nachkontrolle und Sitz des Ringes geht es bei unseren Junghähnen nicht, da der Ring über den Sporen sitzen muss. Sitzt der Ring unter den Sporen, kann er ausgestellt werden, solange dieser beweglich ist.
Es gibt Rassen, bei denen am Beringtag das Geschlecht nicht genau zu bestimmen ist. Hier empfiehlt sich, Hahn- und Hennenring aufzuziehen und bei Gewissheit wieder einen zu entfernen.
Ist alles Brauchbare beringt, kommt spätestens jetzt die Zeit der Geschlechtertrennung. Einerseits um den Junghennen eine ungestörte Entwicklung zu gewährleisten, andererseits ist es nötig, wenn wieder
eine Futterumstellung angebracht ist. Über das richtige Futterangebot gehen die Meinungen oft weit auseinander und das wirkt sich natürlich auch auf die Legeleistung aus. Bei normaler Aufzucht haben wir verschiedene Futtermischungen. Bei den Küken eiweißreiches Futter, bei der Aufzucht der Junghennen
weniger Eiweiß und zum Legebeginn wieder eiweißreiches Futter.
Viele Züchter ziehen den Legebeginn absichtlich hinaus, um zur Schau Hennen in Blüte zu bekommen. Dass dies natürlich den Schnitt der Legeleistung beeinflusst, muss jeder wissen.
Um diese Zeit haben wir vor allem bei den Junghähnen schon die 3. Futterumstellung. In den ersten Tagen Starter, dann Kükenfutter und bei Junghennen bis zur Legereife Junghennenfutter. Nach der Geschlechtertrennung empfiehlt sich bei den Hähnen, Junghahnenfutter oder Legemehl zu verabreichen.
Bei ersteren würde ich bei verzwergten Rassen, die oft mit der Größe Probleme haben, doch Vorsicht walten lassen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass unsere Hähne auf ein Hahnenfutter, das zwar für große Rassen empfehlenswert ist, einen Wachstumsschub bekamen, der sie für die Schau zu schwer machte. Ein weiter Erfahrungsbereich bestimmter Mischungen ist die Auswirkung auf die Lauf- oder Gefiederfarbe. Hier wird meiner Meinung nach vom Hersteller und den Erfahrungen unserer Züchter zu wenig veröffentlicht. Eine Mischung kann beispielsweise gut sein für eine gelbe Beinfarbe, sich aber negativ auf eine Gefiederfarbe auswirken. Ob Mischungen vom Küken- bis zum Legefutter gekörnt oder mehlig verabreicht wird, ist Erfahrungssache. Darüber wurde schon öfter berichtet.
Wenn unsere Junghähne geschlechtsreif werden, kann es schon je nach Rasse problematisch werden.
Es hat nicht jeder Züchter Platz für Hahnenboxen. Des Weiteren ist es auch nicht jedermanns Sache, die Hähne einzeln zu halten. Der letzte Ausweg sind dann Sichtbrillen, die es in verschiedenen Ausführungen
gibt. Leider haben die Brillen für Zwerghühner oft einen zu breiten Rand, der in den Vorkamm drückt. Wenn dies in der Entwicklung nicht bemerkt wird, gibt es Druckstellen, die ein Ausstellen verhindern. Zu empfehlen sind hier Brillen für große Hähne, die man passend ausschneiden kann.
Wenn wir das alles berücksichtigt haben und zur Ausstellung auch das Schaufertigmachen gut gemeistert haben, dürfte einem Erfolg nichts mehr im Wege stehen.
Ralf George